Jährlich finden im November „die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ statt. Diese Tage geben uns die Möglichkeit und Gelegenheit, auf die vielen verschiedenen Facetten zu blicken, wie wir einen gewaltfreienund solidarischen Umgang miteinander finden können.
Wie im Beitrag „Du bist wundervoll toll“ angesprochen, geht es bei Prävention auch darum, wie wir miteinander kommunizieren. Jemanden seine Wertschätzung kund zu tun, ist ein erster möglicher Weg.
Wenn es speziell um Mädchen geht, haben wir noch viele weitere ganz „besondere“ Anknüpfungspunkte. „Besonders“ deshalb, weil Mädchen meist mit anderen Rahmenbedingungen aufwachsen als Jungs.
Was können wir konkret tun?
1.) Vielfältige Rollenbilder anbieten
Wir können jede Menge toller Rollenbilder vorstellen, die ermutigen, die Welt aus den Angeln zu heben. „Good Night Stories For Rebel Girls – 100 außergewöhnliche Frauen“ ist ein spannendes Gute-Nacht-Geschichten-Buch mit weiblichen Vorbildern aus aller Welt, von der Meeresbiologin bis zur Rocksängerin. Ganz nebenbei ist es auch für Erwachsene und überhaupt für Menschen jeglichen Geschlechts interessant 😉 Auf Englisch ist bereits ein zweiter Teil mit noch mehr Vorbildern erhältlich.
2.) Menstruation enttabuisieren
Wir können unaufgeregt über das Thema Menstruation sprechen, und zwar mit allen. Viele Menschen verbinden damit ein Tabu, eine Scham, ein Ekelgefühl. Dabei handelt es sich um eine natürliche Sache, die dazu gehört. Nichts was uns aus der Bahn werfen müsste, oder ein Geheimwissen nur für Eingeweihte wäre. Eine schöne Einführung kann das Buch „Liliths Schatz – eine Geschichte über die Sexualität, die Lust und die Menstruation“ sein. Manche Mädchen bekommen schließlich schon sehr früh ihre Periode. Auch ein normalisierender Umgang mit weiblichem Blut kann beim Auflösen von Tabus unterstützen. Manchmal senden Werbespots auch recht ermutigende Botschaften, wie z.B. eine britische Marke für Binden.
3.) Positives Körperbewusstsein fördern
Wir können uns ermutigen, die Vielfalt des eigenen Körpers wahr- und anzunehmen und nicht so hart mit uns selbst zu sein. Dabei können Kampagnen wie „Bauch, Beine, Pommes“ der Stadt Wien unterstützen. Wir können zeigen, dass Beweglichkeit und Stärke nicht allein von Körpermaßen abhängt und niemand beim Sport perfekt aussehen muss. Dazu hat „Sport England“ die Kampagne „This girl can“ bereits 2014 gestartet.
4.) Männer und Frauen nicht gegeneinander ausspielen
Wir können damit beginnen, „Mädchen“ nicht als abgewerteten Begriff oder eine minderwertige Version von Burschen zu betrachten. Es macht ja doch auch recht wenig Sinn, die Hälfte der Menschheit aufgrund veralteter Strukturen zu unterdrücken. Die Hälfte der Menschheit hat ein Recht auf die Hälfte der Macht und die Hälfte des Geldes – eigentlich recht simpel und logisch, oder? Schließlich ist Österreich die „Heimat großer Töchter und Söhne“!
5.) Mehr Vielfalt für alle
Wir können auch aufhören, rosa zu idealisieren oder zu verdammen. Die Farbe rosa ist nicht das Problem. Was wir aus ihr machen, ist unsere gesellschaftliche Verantwortung. Mehr Rosa und weniger Einschränkungen für alle – und ein bissl Glitzer hat noch nie geschadet! Blink!!!
Was hat das noch mal alles mit Gewaltprävention zu tun?
Ein gutes Körpergefühl hilft beim Grenzen setzen
Je mehr sich Menschen in ihrem Körper wohlfühlen, ihn liebevoll hegen und pflegen, anstatt sich für ihn zu schämen, ihn zurechtstutzen oder verbergen zu wollen, desto selbstbewusster sind sie und desto weniger lassen sie sich kleinmachen und limitieren. Es fällt ihnen leichter, Grenzen zu spüren und Nein zu sagen, wenn Grenzen überschritten werden. Es fällt ihnen leichter, ihre Stimme zu erheben, wenn sie von Gewalt betroffen sind, es fällt ihnen leichter, sichtbar zu werden. Debatten wie #metoo zeigen, dass wir dringend mehr von dieser Sichtbarkeit brauchen.
Je mehr Rollenbilder, desto mehr Platz für alle
Je vielfältige die Rollenbilder sind, desto mehr trauen sich Menschen zu. Ganz egal, ob es sich um Jungs oder Mädchen handelt. Mädchen brauchen Forscherinnen, Astronautinnen und erfolgreiche Frauen, zu denen sie aufschauen können, genauso wie Jungs fürsorgliche, einfühlsame Männer brauchen, die ihnen gute Vorbilder für eine neue Generation von Vätern sein können. Gleichzeitig sind natürlich alle Vorbilder, die es schon gibt, genauso erlaubt. Mehr Vielfalt bedeutet für die Gewaltprävention, dass es viel weniger notwendig wird, auf ein System zu beharren, dass nur zwei Varianten kennt und ein Ausbrechen aus der Rolle bestrafen „muss“, damit es weiterhin bestehen kann. Wenn wir Geschlechter weniger gegeneinander ausspielen, haben alle* Menschen in unserer Mitte Platz …auch all die lauten, rauflustigen, stillen und emphatischen Personen!
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